Bis vor knapp einem Jahr galten große ERP-Systeme als relativ sicher. Doch seitdem berichten Sicherheitsexperten von einem explosionsartigen Anstieg von Schadsoftware, die direkt und ausschließlich die ERP-Systeme der beiden weltweit größten Hersteller angreift. Meistens erfol-
gen diese Attacken an Schwachstellen, die schon seit Jahren bekannt sind – allerdings von vielen IT-Verantwortlichen nie mit Sicherheitsupdates repariert wurden.
Viele IT-Abteilungen verlassen sich scheinbar viel zu selbstverständlich auf die Hersteller der jeweiligen ERP-Anwendungen und deren große Namen. So lassen sie häufig über lange Zeit hinweg bekannte und dokumentierte Schwachstellen in den Anwendungen offen. Für die Cyberkriminellen werden diese Programme immer wieder ein Ausgangspunkt für Angriffe. Gleichzeitig wachsen mit den mobilen Anwendungen die Angriffsflächen. Experten weisen darauf hin, dass die Zahl unsicherer, falsch konfigurierter und damit frei zugänglicher ERP-Awendungen im Netz enorm sei.
Versicherer kennen die Cyberbedrohungen
Den Versicherungen sind solche Probleme und Risiken natürlich bekannt. Um die zu versichernden Risiken im Rahmen von Cyberversicherungen zu verringern, stellen sie der Vertragsunterzeichnung einen Sicherheits-Check der Systeme voran. Sie beauftragen externe Dienstleister den „Ist“-Zustand der Unternehmens-IT zu analysieren. Zu dieser Analyse gehört auch die Ermittlung eines organisatorischen Reifegrades und die möglichen Abwehrstrategien für den Fall eines Angriffs.
Laut Argumentation der Versicherungen bieten diese Sicherheitsaudits für die Versicherten zwei Vorteile: Die Versicherungen bemessen die Höhe einer Police am Risiko, falls der neue Kunde tatsächlich Opfer einer Cyberattacke wird. Für beide Vertragspartner sind Sicherheits-Checks ein Anhaltspunkt einzuschätzen und zu bewerten, wie angreifbar ein versichertes System ist. Zum Zweiten können die Versicherten auch im Rahmen von turnusmäßigen Audits nachweisen, in welcher Weise sie regelmäßig und strukturiert ihre eigene Sicherheit erhöhen. Damit halten sie die Versicherungsbeiträge stabil. Gleichzeitig können im Falle eines Cyberangriffes die Ergebnisse des Audits für eine Vorher-Nachher-Analyse herangezogen werden.
Dabei ist ganz klar, dass im Idealfall der Abschluss einer Cyberversicherung das Management motiviert, die Systeme aufzuräumen, regelmäßig abzusichern, um mit immer höheren Sicherheitsstandards von niedrigeren Versicherungsprämien zu profitieren.