Es ist eines der wichtigsten Gesetze, das der Deutsche Bundestag im vergangenen Juni auf den Weg gebracht hat: das geänderte Klimaschutzgesetz. Darin ist das nationale Ziel enthalten, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu werden.
Energieintensive Industrien
Klar geht die Vorgabe uns alle an. Damit die Umsetzung gelingt, ist jedoch im großen Maße die Industrie gefragt, die laut aktuellster Statista-Zahlen im Jahr 2020 mehr als 113 Millionen Tonnen CO₂-äquivalente Treibhausgasemissionen ausstieß. Mit etwa 28 Prozent fällt dabei der Löwenanteil an den gesamten Industrieemissionen auf den Eisen- und Stahlbereich, gefolgt von Raffinerien und der Zementklinker-Branche. Gerade energieintensive Industrien arbeiten mit hohen Temperaturen, die sich leicht durch die Verbrennung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe erreichen lassen. Die Folge: Es werden Unmengen an Treibhausgasen freigesetzt. Unerlässlich, damit Industrie und Wirtschaft den Weg hin zur Klimaneutralität bewältigen können, ist die Defossilisierung. Dahinter verbirgt sich die Abkehr vom fossilen Kohlenstoff hin zu einer postfossilen Wirtschaft, speziell im Energie- und Stromsektor. Doch was kann die Industrie hierfür tun? Rund zwei Drittel der Emissionen der Industrie ließen sich grundsätzlich durch treibhausgasneutrale Energieträger mithilfe der dafür benötigten Technologien vermeiden.
Durch Defossilisierung wird aus Strom Heizenergie
Fachleuten zufolge wird die sogenannte Sektorenkopplung ein wichtiger Lösungsansatz sein. Das Prinzip dahinter: überschüssigen Strom etwa aus der Solar- und Windenergie aus Zeiten hoher Produktion stattdessen in den Sektoren Wärme und Mobilität zu nutzen, also damit zu heizen oder Fahrzeuge anzutreiben. Hierfür kommt verschiedenen Lösungen zur Zwischen- und Langzeitspeicherung von Strom eine große Bedeutung zu. Besonders hervorzuheben ist die Power-to-Gas-Technologie, mit deren Hilfe aus Windstrom durch Elektrolyse Wasserstoff gewonnen wird. Durch Einspeisung in das Gasnetz kann dieser dort langfristig gelagert und in anderen Sektoren zu einem späteren Zeitpunkt flexibel eingesetzt werden. Als kurzfristige Variante kommen dagegen Power-to-Fleet-Konzepte infrage, wobei der wachsende Bestand an Elektroautos als Zwischenspeicher für Strom aus erneuerbaren Energien dient.