Kein Thema ist so stark mit der Klimadebatte verknüpft wie der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Die Industrie ist für ein Fünftel der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich und konnte seit der Jahrtausendwende den Ausstoß nur leicht reduzieren. Produzierende Unternehmen verursachen CO₂-Emissionen vor allem im Rahmen der Energiebereitstellung, etwa für Prozesswärme oder -kälte, mechanische Energie oder Raumwärme. Wie sich dank effizienter Technologien diese Emissionen verringern lassen, beweisen immer mehr Unternehmen.
Hohe Einsparungen möglich
Volkswagen etwa stellt an seinem Stammsitz in Wolfsburg die Energieversorgung von Kohle auf Gas um. Wenn alle Kraftwerke am Standort mit den neuen Gasturbinen ausgerüstet sind, werden die CO2-Emissionen in der Strom- und Wärmeerzeugung dann dauerhaft um rund 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt. Dies entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von aktuell circa 870.000 Fahrzeugen und ist ein Rückgang von fast 60 Prozent im Vergleich zu den bisherigen Emissionen der Kraftwerke am Stammsitz.
Ein weiteres Beispiel für einen klimabewussten Umgang mit Energie liefert die Firma Bosch an verschiedenen Standorten. Im Werk Feuerbach setzt das Unternehmen auf Energiemonitoring und die Sensibilisierung der Mitarbeiter durch Schulungen. Mittels erfolgreicher Projekte, wie zum Beispiel Wärmerückgewinnung, Raumautomation, Abschaltmanagement oder Hallensanierungen, konnte das Werk den Energiebedarf im Vergleich zum Jahr 2007 um mehr als 50 Prozent reduzieren und seinen CO2-Ausstoß relativ zur Wertschöpfung um 47 Prozent senken.
Den Standort Rodez in Frankreich versorgt ein eigenes Biomasseheizwerk mit Energie. In der Anlage werden Holzschnitzel verbrannt, die das Werk aus der lokalen, nachhaltigkeitszertifizierten Forstwirtschaft bezieht. Die dabei entstehende Energie nutzt das Werk für die Erzeugung von Warmwasser und Prozesswärme. Durch den Einsatz der Holzschnitzelanlage deckt der Standort circa 90 Prozent seines Heizbedarfs. Bei der Verbrennung dieser Biomasse wird lediglich die Menge an CO2 frei, die die Bäume zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Damit reduziert das Werk pro Jahr seine Emissionen um rund 600 Tonnen.
Nicht zuletzt hat auch der Schweizer Technologie- und Energiekonzern ABB seine Anstrengungen im Bereich der CO2-Reduzierung intensiviert. Im Werk seiner Tochter Busch-Jaeger in Lüdenscheid präsentierte das Unternehmen 2019 seinen ersten CO2-neutralen Fertigungsstandort in Deutschland. Die neu über den Parkplätzen des Firmengeländes installierte Photovoltaikanlage mit Batteriespeichern liefert pro Jahr rund 1.100 Megawattstunden an klimaneutralem Sonnenstrom und deckt an sonnigen Tagen bis zu 100 Prozent des Strombedarfs. In Kombination mit einem Blockheizkraftwerk, das mit der doppelten Energieeffizienz eines Kohlekraftwerks arbeitet, kann dabei rund 14 Prozent mehr Energie erzeugt werden, als am Standort benötigt wird. Die überschüssige Produktion wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist und trägt damit zur Versorgung der Region mit nachhaltig produzierter Energie bei.
Emissionen reduzieren und für Transparenz sorgen
Wer gerade einen Fahrplan zur CO2-Reduzierung in seinem produzierenden Unternehmen anfertigt, sollte wissen: Um die Wirkung der Maßnahmen verlässlich zu messen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ein transparentes System zur systematischen Kontrolle emittierter Treibhausgase notwendig. Außerdem fallen die Kosten der Reduzierung von CO2 oft ganz unterschiedlich aus. Aufwände können dabei durch ein individuelles Konzept über einen bestimmten Zeitraum verteilt werden. Klar muss auch sein: Wer eine ganze Produktion CO2-neutral umstellen möchte, geht besser viele kleine Schritte als einen einzigen großen. Übrigens unterstützt die Bundesregierung Unternehmen bei der Reduzierung von CO2 mit einer Vielzahl von Förderprogrammen.
Quellen:
Bundesregierung: CO2-Reduktion in der Industrie
Roland Berger: Reduzierung von CO2 – Klimaschutz durch emissionsarme oder -neutrale Produktion in Deutschland